25.05.2016
(English translation below)
Solange es Menschen auf der Erde gibt, haben diese ständig Überlebensstrategien entwickeln müssen, um bei der rauhen Wirklichkeit einigermassen über die Runden zu kommen, nicht sofort wieder auszusterben. Einige der wichtigsten Strategien dabei waren neben den evolutionären Anpassungen verschiedene Verhaltensweisen und Entwicklungen wie: Sippenbildung, Wanderung und Nomadentum, Hilfsmittel, Werkzeuge, Waffen, Feuer, Behausung, Kleidung, Jagdtechniken, Landwirtschaft, Viehzucht, Gewerbe, Rad und Verkehr. Man könnte für den Lauf der Menschheitsgeschichte unzählige bewährte und weniger bewährte Überlebensstrategien unserer Spezies aufzählen. Unsere Vorfahren entwickelten zu allen Problembereichen des Lebens Strategien und Lösungen, notgedrungen natürlich. Damit machten sie sich die ganze Erde untertan. Eine wichtige Massnahme in der Zeit unserer Urgrosseltern, um zu überleben und die strenge Handarbeit auf den Bauernhöfen zu meistern, war deshalb der Kinderreichtum.
Betreibt man Ahnenforschung, fällt einem sofort auf, dass früher die Familien viel grösser waren als heute. Viele Kinder und die Frauen, die diese Kinder auf die Welt brachten, oft auch die Männer, die gefährliche Arbeiten oder immer wieder Kriegsdienst verrichten mussten, hatten eine viel geringere Lebenserwartung als heute. Es kam nicht selten vor, dass die Kindersterblichkeit so hoch war, dass Eltern froh sein mussten, wenn von zehn oder mehr Kindern wenigstens eine knappe Hand voll das Erwachsenenalter erreichte und nur wenige von diesen sich wiederum vermehren konnten. Oft starben die Frauen im Kindbett. Viele Männer hatten in ihrem Leben deswegen zwei oder mehr Ehefrauen.
In den Kirchenbüchern findet man zu selbiger Zeit massenhaft Einträge von totgeborenen Kindern, welche je nach Geschlecht lateinisch mit Anonymus, Anonyma oder nur einfach „infans“ und dem Vater, ungetauft ohne Vorname, eingetragen wurden. Viele Kinder starben getauft am gleichen Tag der Geburt oder kurz danach. In meiner Forschung bemerkte ich auch, dass es die männlichen Kinder beim Überleben schwieriger hatten. Scheinbar sind die Männer das schwächere Geschlecht. Im Lexikon für das Mittelalter steht, dass die Hälfte der Kinder damals das Alter von 14 Jahren nicht erreichten. Immerhin ein Fortschritt. In der Frühzeit der Menschen starben um die 30 Prozent der Kinder.
Krankheiten, Seuchen und gefährliche Epidemien suchten die Menschen immer wieder heim, weil die sanitären Anlagen, die Trinkwasserversorgung und das Abwasser ungenügend waren. Die Menschen waren den Krankheiten beinahe schutzlos ausgeliefert, weil die ärztliche Kunst noch wenig entwickelt war. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts starben beispielsweise in Morschach an die 100 Personen an der Pest. Gevatter Tod war oft in den Familien zu Gast, die Leute waren mit ihm vertraut.
Versicherungen gegen alle Arten von Unglück, Krankheit, Alter, Invalidität und Tod kannte man nicht. Erst 1912 gab es in der Schweiz einen Verfassungsartikel für eine Kranken- und Unfallversicherung. Sogar erst 1925 jenen für die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV). Aber erst 1948 trat endlich das Gesetz, das alles regelte, in Kraft. Die Invalidenversicherung (IV) wurde sogar erst 1960 eingeführt.
Viele Kinder waren aus all diesen Gründen ein Segen und eine Notwendigkeit für die Familien. Einerseits sicherten sie genügend Nachkommen, für die Arbeit auf dem Hof und für eine mehr oder weniger gesicherte Altersvorsorge der Eltern und Grosseltern, andererseits half es den Eltern, in Eintracht mit den Vorschriften der Kirche zu leben und ohne Gedanken an die Todsünde, die Freuden der Ehe zu geniessen. Das führte natürlich auch dazu, dass deshalb der Normalzustand unserer Urgrossmütter und Grossmütter bis zum Klimakterium „schwanger“ war.
Bildquellen:
Titelbild: Kinderreichtum; Archiv Kulturgruppe Morschach; E. Immoos
Beitragsbild: Kirchenarchiv, Sterbebuch Morschach 1703, © Staatsarchiv Schwyz
Beitragsbild: Children, free photo von pixabay.com
Links:
Datenbanken Ahnenforschung Immoos
Wiege der Menschheit – Überleben
Mortalität
Kindersterblichkeit
Entwicklungsgeschichte des Menschen
English:
05.25.2016
Survival strategy of our ancestors – especially the farming families – was children blessing!
As long as there are people on Earth, they have constantly have to develop survival strategies to get at the harsh reality somewhat over the rounds, not immediately die out again. Some of the major strategies it had in addition to the evolutionary adaptations of different behaviors and developments such as: family formation, migration and nomadism, aids, tools, weapons, fire, shelter, clothing, hunting techniques, Agriculture, Industry, Wheel and Transportation. One could list countless proven and less proven survival strategies of our species for the course of human history. Our ancestors developed to all problem areas of life strategies and solutions, perforce, of course. Thus they made subject to all the earth. An important measure in the time of our great-grandparents, to survive and to meet the strict handwork on the farms, so was the abundance of children.
If one operates a Genealogy falls immediately that earlier the families were much larger than today. Many children and the women who brought these children into the world, and often the men who were forced to do dangerous work or military service again, had a much lower life expectancy than today. It was not unusual that the infant mortality rate was so high that parents had to be glad when ten or more children a scant handful of reaching adulthood and at least a few of these could multiply again. Often the women died in childbirth. Many men had in their lives so two or more wives.
In the church records are found en masse entries of stillborn children, which were according to sex latin with anonymous or anonymous works, unbaptized without first name, registered at that time. Many children died baptized on the same day of birth or shortly afterwards. In my research I also noticed that it had the male children more difficult to survive. Apparently, the men are the weaker sex. In the lexicon of the Middle Ages is that half of the children at that time the age of 14 is not reached. After all, progress. In the early days of people died around the 30 percent of children.
Diseases, epidemics and dangerous epidemics were people home again because the sanitary facilities, drinking water supply and waste water were insufficient. The people were the diseases delivered almost defenseless, because medical science was still underdeveloped. At the beginning of the 17th century died example in Morschach to the 100 people from the plague. Grim Reaper was often in the family guest, people were familiar with it.
Insurance against all types of accident, sickness, old age, disability and death were unknown. Only in 1912 there were in Switzerland a constitutional article for a health and accident insurance. Even until 1925 those for the age and survivors‘ insurance (AHV). But until 1948, finally the law which regulated everything in power. Disability insurance (IV) was even introduced until 1960th
Many children were all these reasons, a blessing and a necessity for families. On the one hand they secured enough offspring for the work on the farm and for a more or less secure retirement of parents and grandparents, on the other hand it helped the parents to live in harmony with the rules of the church and with no thought of the mortal sin, the joys of to enjoy marriage. The course also meant that, therefore, the normal state of our great-grandmothers and grandmothers was „pregnant“ until menopause.