Am Kirchweg Ingenbohl wuchs Padre Emilio, eine heute bei uns fast vergessene, humanitäre Persönlichkeit auf. / At the way to the church Ingenbohl Padre Emilio grew up, a joining us today almost forgotten, humanitarian personality.

29.05.2016

(English translation below)

Wenn man in Ingenbohl den alten Weg hinauf zur Kirche spaziert und an den betagten Häusern vorbeikommt, weiss heute beinahe niemand mehr, dass in einem dieser Häuser interessante Personen des damaligen Ingenbohl wohnten.

Ingenbohl Kirchweg

Schreitet man auf dem schmalen Weg, „am Karren“ genannt, hoch, passiert man zuerst das ehemalige Restaurant „zur alten Mühle“ (ganz links im Titelbild), kommt dann am alten „Aufdermauerhaus“ vorbei, das in Haupt- und Nebenhaus geteilt ist. Anschliessend rückt man zu einem gezimmerten Holzhaus mit hölzernem Anbau vor, das ein steinernes Fundament besitzt. Auf der alten Postkarte im Titelbild findet man es genau in der Mitte. Dieses Haus steht nun in unserem Interesse.

Im angebauten Schopf (rechts im Bild) war in den Vierziger- und fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Werkstatt von Schuhmacher und Totengräber Scherrer. Früher kannte ihn in Ingenbohl jedermann. Was nur die wenigsten noch wissen, er war ein Grossneffe von Mutter Maria Theresia Scherrer, der ersten Frau Mutter des Klosters Ingenbohl, einer Weggefährtin des Kapuzinerpaters und Klostergründers von Ingenbohl Theodosius Florentini. Aber das nur so nebenbei.

Haus Emilio Immoos

Mir geht es um die Bewohner des Haupthauses. Dieses alte Schwyzerhaus ist nämlich das Elternhaus von Padre Emilio Immoos (1899-1981). Hier wuchs Emil Alois, wie er damals hiess, in einer glücklichen Familie auf. Seine Schwester, Anni (Anna Katharina) Räth-Immoos (1901-1955), lebte bis zu ihrem frühen Tode im Elternhaus. Emil, ihr Bruder sollte zu einer humanitären Grösse auf dieser Welt werden. Nie von ihm gehört, nehme ich an? Hier vergessen, an seinem Wirkungsort, auf der anderen Seite des grossen Ozeans, heute noch in vieler Munde. Das ist nicht übertrieben.

Padre Emilio-1

Wer war Emil Immoos, auch Padre Emilio genannt? Er war ein katholischer Priester, der in der Zeit grosser Arbeitslosigkeit und Not mutig zur Tat schritt und selber etwas dagegen unternahm. Etwas Verrücktes, wie einige glaubten. Emil Immoos erkundete mit Unterstützung einer Kommission Gebiete in Südamerika, in die Arbeitslose mit ihren Familien sicher auswandern konnten. Nach seiner Rückkehr reiste er dann auch selber mit den Auswanderern mit, um sicher zu stellen, dass es diesen Leuten in Brasilien gut ging. Und er blieb bei ihnen.

Er lässt sich mit ihnen in Avaré nieder, wo er zusammen mit ihnen in mühsamer Arbeit die „Facenda Caritas“ aufbaute. Er selber tritt dann 1941 die Pfarrei Santa Cruz in Timburi an. Nach Fertigstellung der Kirche und der Gründung einer landwirtschaftlichen Kooperative kehrt er 1947 nach Avaré zurück, um sein soziales Werk weiterzuführen. Dort beginnt dann sein langjähriges, segensreiches Wirken, Arbeiten und Lehren für die Armen und die Ärmsten der Armen, welches ihm den Ruf des bedeutsamsten Mannes von Avaré einbachte, den man heute – mehr als dreissig Jahre nach seinem Tode – immer noch vernehmen kann. Dabei gründet er – auch gegen Widerstand – mit hoher Ausdauer, einer gesunden Hartnäckigkeit und Geld aus der Heimat verschiedene Institutionen für die Sozialhilfe, für die landwirtschaftliche Ausbildung, Schulen und Heime, leistete engagierte Jugendarbeit, gründete und betreute eigenhändig eine Institution für behinderte Kinder in Vera Cruz. Er besuchte und half Indianerstämmen im Amazonasgebiet. Ja, überall wo Not und Armut herrschte, versuchte „Padre Emilio“ wie er von allen gerufen wurde, tatkräftig und schnell zu helfen. Viele seiner Institutionen bestehen heute noch oder Nachfolgeorganisationen tragen seinen Namen und führen seine Ideen fort. Emilio heute noch

Zeit seines Lebens blieb Padre Emilio ein einfacher, demütiger und bescheidener Arbeiter im Weinberg seines Herrn. Auf das Führen seines Doktortitels verzichtete er weitgehend. Als ihm der Papst 1963 für seine geleisteten Dienste den Ehrentitel „Monsignore“ verlieh, schlug er diesen kurzerhand aber sehr höflich aus und gab dem Heiligen Vater demütig zu verstehen, dass er lieber ein einfacher Pater bleiben wolle. Die Ehrenbürgerschaft von Avaré nahm er dankend an und feierte gleichzeitig sein 50. Priesterjubiläum. Im Jahre 1979 teilte er die Ländereien in Vera Cruz in Parzellen auf und verkaufte sie zu niedrigen Preisen an arme Familien, welche dadurch als Kleinbauern ein Auskommen finden konnten.

ImmoosEmilio-Bf01a

Zu seinem 80. Geburtstag erfüllte er sich den Wunsch, noch einmal in seine Heimat zu fahren und mit seinen Verwandten und Freunden auf der Ibergeregg oberhalb von Schwyz zu feiern. Es sollte seine letzte Reise in die Schweiz gewesen sein.

Zurück in Brasilien machten sich seine Altersleiden und Gebrechen stärker bemerkbar. Der ständige Kampf und die strenge Arbeit forderten auch bei Padre Emilio ihren Tribut. Kurz nach Neujahr 1981 erlitt er einen Schwächeanfall. Er stirbt am 7. Januar im Krankenhaus von Avaré, nicht bevor er sein Vermächtnis mit einem einfachen Testament geregelt hatte. Pater Alois Emil Dr. Immoos wurde am 10. Januar 1981 auf dem „Cemitério Municipal de Avaré“ unter gewaltiger Anteilnahme beigesetzt. Sein Grabmal und ein Denkmal sowie weit mehr seine Werke machen ihn unvergesslich.

Sonderstempel Emilio Immoos

Fazit: Es gibt Männer und Frauen, die wirklich Grosses geleistet haben. Es ist an der Zeit, dass man sich an sie erinnert. Padre Emilio Immoos von Ingenbohl ist so ein Mensch. In Avaré hat man ihm ein Denkmal gesetzt, bei uns ist er fast vergessen!

 

Anmerkung: Woher ich das alles weiss, wird mancher fragen? Die Informationen habe ich von Ernst Eichholzer, einem Immoos-Verwandten aus Ingenbohl stammend, aus einem vergriffenen Büchlein über Padre Emilio von Gesiel Junior aus Brasilien und einem Tagebuch von Padre Emilio selber, gedruckt für Auswanderer (Bild unten).

Südamerika PAdre Emilio

Bildquellen:
Titelbild: Postkarte „am Karren“, Sammlung Ernst Eichholzer, Vellano (TI)
Beitragsbild: „Kirchweg oder am Karren“, Foto Ruedi Immoos
Beitragsbild: Elternhaus von Padre Emilio; Foto Ruedi Immoos
Beitragsbild: Portrait von Padre Emilio; aus dem Büchlein von Gesiel Junior über Padre Emilio
Beitragsbild: Symbole und Tafeln von Organisationen nach Padre Emilio  Immoos; aus dem Internet geladen
Beitragsbild: Einladung zum goldenen Priesterjubiläum von Padre Emilio in der Schweiz 1973; Original im Besitz und Bilddatei zur Verfügung gestellt von Ernst Eichholzer, Vellano (TI)

Beitragsbild: Sonderstempel, aus dem Büchlein von Gesiel Junior über Padre Emilio
Beitragsbild: Foto des Büchleins „Südamerika“ von Padre Emilio als Tagebuch für Auswanderer geschrieben

Links:
Ausführlicher illustrierter Lebenslauf – Nachruf von Padre Emilio Immoos
Padre Emilio Alois Dr. Immoos

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English:

05.29.2016

At the way to the church Ingenbohl Padre Emilio grew up, a joining us today almost forgotten, humanitarian personality.

If the old way up walking in Ingenbohl to church and get past the elderly homes, now know almost no one that one of these houses interesting people of the then Ingenbohl lived.

It falls in the narrow way, „the carts“ called up, you will pass first the former restaurant „to the old mill“ (far left in the title screen), then comes the old „Aufdermauerhaus“ past, which is divided into major and minor home, then one proceeds to made wooden house with wood cultivation, which has a stone foundation. In the old postcard in the title screen to find it exactly in the middle. This house is now in our interest.

When mounted annexe (right) was in the forties and fifties of the last century, the workshop of a shoemaker and sexton Scherrer. Formerly known him in Ingenbohl anyone. What very few even know he was a great-nephew of Mother Maria Theresia Scherrer, the first woman mother of the monastery Ingenbohl, a companion of the Capuchin priest and founder of the monastery of Ingenbohl Theodosius Florentini. But by the way.

I am talking about the residents of the main house. This old house is Schwyzer namely the childhood home of Padre Emilio Immoos (1899-1981). Here grew Emil Alois, as he was originally called, in a happy family on. His sister, Anni (Anna Katharina) Räth-Immoos (1901-1955), lived until her untimely death in the family home. Emil, her brother should be a humanitarian size in the world. Never heard of him, I suppose? Lost here at its site of action, on the other side of the great ocean, now. nor in many mouths This is no exaggeration.

Who was also called Emil Immoos Padre Emilio? He was a Catholic priest who bravely stepped into the time of great unemployment and poverty to act and himself undertook something about it. Something crazy, as some believed. Emil Immoos explored with the support of a Commission areas in South America, could emigrate safely with their families in the unemployed. After his return he traveled then themselves with the emigrants with to make sure it was these people in Brazil well. And he stayed with them.

He settled with them in Avaré where painstaking work he set up together with them the „Facenda Caritas“. He himself then passes 1941 the parish Santa Cruz in Timburi on. After the church and the establishment of an agricultural cooperative completion he returns back to 1947 Avaré to continue his social work. There then begins his many years of fruitful work, work and teachings for the poor and the poorest of the poor, which earned him a reputation of significant

Man of Avaré einbachte, the one today – more than thirty years after his death – can still be heard. He founded – even against resistance – high endurance, a healthy tenacity and money from home various institutions for social assistance for agricultural training, schools and homes, contributed committed youth, founded and managed by hand an institution for disabled children in Vera Cruz. He attended and helped Indian tribes in the Amazon region. Yes, everywhere where hardship and poverty prevailed, tried „Padre Emilio“ as he was called by all, active and quick to help. Many of its institutions still exist today or successor organizations bear his name and are continuing his ideas.

His life remained Padre Emilio, a simple, humble and modest worker in the vineyard of his Lord. In guiding his doctorate he abandoned largely. As the Pope him in 1963 for his services the honorary title „Monsignor“ lent, he suggested this ado but very polite and gave humble to understand the Holy Father that he would prefer to remain a simple priest. The honorary citizenship of Avaré he gratefully accepted and celebrated its 50th anniversary as a priest at the same time. In 1979 he shared the lands in Veracruz into plots and sold them at low prices to poor families, which thereby could find as small farmers to earn a living.

On his 80th birthday, he fulfilled the desire again to go to his home and with his relatives and friends to celebrate the Ibergeregg above Schwyz. It should have been his last trip to Switzerland.

Back in Brazil, his age suffering and infirmity appeared stronger. The constant struggle and the strict work took its toll even in Padre Emilio. Shortly after New Year 1981, he suffered a dizzy spell. He died on January 7 at the hospital in Avaré, not before he had settled his legacy with a simple Testament. Father Alois Emil Dr. Immoos was buried on 10 January 1981 to the „Cemitério Municipal de Avaré“ under enormous sympathy. His tomb and a monument and many more of his works make him unforgettable.

Conclusion: There are men and women, who have really done great things. It is time that one remembers it. Padre Emilio Immoos of Ingenbohl is such a person. Avare has set a monument to him, with us it is almost forgotten!

Note: How do I know all this, will ask some? The information I have from Ernst Eichholzer, a Immoos relatives from Ingenbohl to arise and an out of print book on Padre Emilio from Gesiel Junior from Brazil.

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