Die Krux mit der wechselnden Schreibweise von Familiennamen / The difficulty with the changing spelling of surnames

02.06.2016

(English translation below)

Wer heute in einem Telefonbuch – sei es elektronisch oder noch in Papierform – nach Familiennamen sucht, macht manchmal interessante Entdeckungen. Es finden sich unter einem Namen manchmal ganz verschiedene Schreibweisen des gleichen Namens. Sucht man nach Meier, findet man z.B. noch Meyer, Meyr, Maier, Mayer, Mayr, Majer und Maiers oder auch bei Schmid, Schmied, Schmitt, Schmidt. Auch bei anderen Namen ist dieses Phänomen weit verbreitet. Es gibt unendlich viele Familiennamen in den verschiedensten Schreibweisen. Manche Namen kommen heute noch sehr häufig vor, andere jedoch sind bereits verschwunden. Den Grund dafür hat man im Mittelalter zu suchen.

Die heutige Praxis der vererblichen Nachnamen stammt aus den oberitalienischen Städten. In der venezianischen Aristokratie beispielsweise sind feste Familiennamen seit dem 8. oder 9. Jahrhundert nachgewiesen. Die Kreuzfahrer haben diesen Brauch aufgenommen und ihn in ganz Europa verbreitet. Der Begriff «Nachname» erscheint erstmals um 1370 in Dokumenten und erhält durch die Vererbung über die männlichen Nachkommen grosse dynastische Bedeutung. Stammbäume sind patrilinear (väterlicherseits) aufgebaut. Der Name wurde zu einer Sache des Familienstolzes und es galt, unbedingt einen Sohn zu haben, damit der Name weitervererbt wurde.

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In unserer Gegend erscheinen die Familiennamen erst etwa im 13. Jahrhundert. Die Entwicklung begann zuerst beim Adel und in den Städten, später in den ländlichen Gegenden. In dieser Zeit wechselten die Bezeichnungen der Personen mit Zunamen noch häufig.

Ein Grund dafür war, dass sich eine alle Deutschsprachigen verbindende und nach orthografischen Regeln aufgezeichnete „Allgemeinsprache Deutsch“ erst etwa in den letzten 450 Jahren allmählich entwickelt hat (Luther, Bibelübersetzung). Es herrschten noch lange die Mundarten und auf ihnen beruhende landschaftliche Sondersprachen vor. Bis ins 19. Jahrhundert hinein bestand – wenn auch langsam abnehmend – eine erhebliche Vielgestaltigkeit der mündlichen und schriftlichen deutschen Sprache. Änderungen in der Sprache, Sorglosigkeit bei den Schreibern und teilweise auch Unwissenheit, aber auch das Fehlen verbindlicher Regeln zur Rechtschreibung in früheren Zeiten – man schrieb einfach, wie man die Worte verstand und wie man sie aussprach – trugen dazu bei, dass Beinamen/Familiennamen oft in veränderter Schreibweise weitergegeben wurden.

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Man kann laut Dokumenten und Quellenforschung davon ausgehen, dass um 1450 sehr viele Personen in Mitteleuropa schon einen Bei- oder Nachnamen besassen. In unserer Gegend (Kanton Schwyz) kann bei den Nachnamen jedoch erst seit dem 16. Jahrhundert mit stabileren Verhältnissen gerechnet werden. Vor allem die Familiennamen auf dem Land fallen durch eine lange Nichtkonstanz auf. In Schwyz sind viele Familiennamen bekannt, die noch bis ins 17., teilweise ins 18. Jahrhundert hinein doppelt geführt wurden; Schmidig auch Zorn, Bürgler auch Hettisser, Fässler auch Köppli, Blum auch Mock, Nölli auch Hecker, auf der Maur auch Murer und Moos auch Mooser / Mosser / Moser / im Moos / Immoos.

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Erst mit der Einführung des eidgenössischen Zivilstandswesens im Jahre 1876 musste die Schreibweise der Familiennamen endgültig festgelegt werden. Ohne einen Rechtsakt (Gesuch um Namensänderung beim Regierungsrat) können diese seither nicht mehr einfach geändert werden.

 

Bildquellen:
Titelbild: Schreibweisen des Namens Immoos aus Kirchenbüchern; Foto Ruedi Immoos
Beitragsbild: Venedig; free Photo von pixabay.com
Beitragsbild: Lutherbibel; free Photo von pixabay.com
Beitragsbild: Kirchenbuch Morschach Eintrag Moß; © Staatsarchiv Schwyz; Foto Ruedi Immoos

Links:
Namenkunde
Namensforschung
Familiennamenbuch der Schweiz
Onomastik – Namenskunde – Namen und ihre Bedeutung

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English:

06.02.2016

The difficulty with the changing spelling of surnames

Who in a phone book today – electronic or even paper – Looking for surnames, sometimes makes interesting discoveries. It can be found under one name sometimes quite different spellings of the same name. Seeking to Meier, one finds, for example, or Meyer, Meyr, Maier, Mayer, Mayr, Majer and Maiers or to Schmid, Schmied, Schmitt, Schmidt. With other names this phenomenon is widespread. There are infinitely many surnames in various spellings. Some names come today very common, but others have already disappeared. The reason for this must be sought in the Middle Ages.

The current practice of hereditary surname comes from the northern Italian cities. In the Venetian aristocracy example fixed surnames since 8th or 9th century are detected. The Crusaders have taken this tradition and spread it throughout Europe. The term „Last Name“ appears for the first time around 1370 in documents and obtained by inheritance through the male descendants big dynastic importance. Pedigrees are (paternal) constructed patrilineal. The name was a matter of family pride and it was, sure to have a son, so that the name has been inherited.

In our area the surnames appear until around the 13th century. Development began first among the nobility and in the cities, later in the rural areas. During this time, the names of the people took more frequently with surname.

One reason was that an all German speakers has joined and recorded according to the orthographic rules „General Language German“ gradually developed until about the last 450 years (Luther Bible translation). It prevailed for a long time the dialects and involving them scenic special languages. Up into the 19th century existed – albeit slowly declining – a significant diversity of spoken and written German language. Changes in the language, carelessness with the scribes and partly ignorance, but also the absence of binding rules for spelling in the old days – you just wrote how to understand the words and how she spoke – helped that nickname / surname often were passed in a different notation.

One can assume that in 1450 a lot of people in Central Europe already possessed a contribution or surname aloud documents and source research. In our area (Canton Schwyz), however, can be expected stable conditions only since the 16th century, the last names. Especially the family name in the country stand out for a long non Konstanz. In Schwyz many surnames are known, have been partially performed twice into the 18th century until the 17th; Schmidig also anger, Bürgler also Hettisser, Fässler also Köppli, Blum also Mock, Noelli also Hecker, auf der Maur also Murer and Moos also Mooser / Mosser / Moser / in Moos / Immoos.

Only with the introduction of the federal civil registration system in 1876 had to be finalized, the spelling of the family name. Without an act (request for change of name at Regierungsrat) they can since then no longer be easily changed.

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