30.08.2016
English text below
Jahrhundertelang führten vom Alten Lande Schwyz nur zwei Wege in den Kanton Uri. Einerseits führte der alte Saumpfad und Pilgerweg über die Schwyzerhöhe nach Morschach, weiter über die grünen Fluren am Abhang des Fronalpstocks in Richtung Tannen und von da steil hinunter nach Sisikon. Andererseits hatte man die Möglichkeit von Brunnen aus auf dem Seewege nach Flüelen zu gelangen. Einem direkten Weg dem See entlang setzten die massiven Felswände, welche beinahe senkrecht in den Urnersee abfallen, ein Ende. So mussten Personen, Vieh und Handelsgüter umständlich von der Strasse auf Schiffe und von diesen wiederum auf Fuhrwerke umsteigen oder umgeladen werden.
Dies änderte sich erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Verschiedene Interessen führten dazu, dass man in Erwägung zog, eine Strasse zwischen Brunnen und Flüelen zu bauen. Vor allem der Kanton Schwyz und der Kanton Tessin erhofften sich von einer durchgehenden Strassenverbindung viele Vorteile. Der Handel und der Postverkehr mit Italien sollte gefördert und verbessert werden. So sollte das Mittelland über die Strassen des Kantons Schwyz eine Verbindung zum Gotthard und den Alpenpässen erhalten, ohne Waren ständig umladen zu müssen.
Der Bezirk Schwyz versuchte schon 1836 mit den Behörden des Kantons Uri eine Übereinkunft zum Bau einer Strassenverbindung zu treffen. Die Zeit war aber bei den Urnern noch nicht reif dafür. Die Einführung der Dampfschifffahrt 1837, welche die Fahrzeit von Luzern nach Flüelen drastisch verkürzte und die Planung einer Gotthardbahn wirkten sich verzögernd aus. Die Projekte wurden wieder ad Acta gelegt.
Dem Bau der Axenstrasse sowie dem Ausbau von Oberalp- (1863) und Furkapass (1864) lagen aber auch militärische und strategische Interessen zu Grunde. So kam es, dass sich auch General Dufour mit einem Empfehlungsschreiben für diese Bauvorhaben einsetzte. Die Unterstützung der Armee und der hohen Militärs gaben schlussendlich den Ausschlag zum Bau.
Ab dem Jahre 1861 war dann die Finanzierung des grossen Bauwerks gesichert und die unterschiedlichen Ansichten über die genaue Linienführung mit einem Kompromiss entschieden. Der Bau sollte die Dörfer Brunnen im Kanton Schwyz mit Zwischenstation Sisikon und Flüelen im Kanton Uri am Ostufer des Urnersees mit möglichst wenigen Steigungen und Gefälle verbinden. So sollten die Fuhrwerke besser vorankommen und die Pferde geschont werden. An motorisierten Verkehr dachte vermutlich damals noch niemand.
Am 6. Oktober 1862 konnte mit den schwierigen Bauarbeiten in den Felsen des Axens und des Rophaiens begonnen werden. Da grosse Teile der Strasse durch Tunnels und Galerien führten, dauerten die Arbeiten ihre Zeit. Das Teilstück zwischen Sisikon und Flüelen wurde 1864 fertig gestellt und eingeweiht. Das restliche Teilstück zwischen Sisikon und Brunnen wurde 1865 fertig gebaut. Am 3. Juli 1865 konnte die gesamte Axenstrasse dem Verkehr übergeben werden. Die gesamten Baukosten betrugen damals 842’00 Franken.
Auch das kleine Bergdorf Morschach profitierte von der neuen Axenstrasse. Die neue Strasse nach Morschach wurde 1866 gebaut und oben in die Felsen der Wasiwand gehauen. Sie verband die Axenstrasse mit Morschach. So konnte nun Morschach mit Fuhrwerken und Postkutsche von Brunnen aus erreicht werden. Dies ermöglichte Morschach, sich zu einem Ferienort der Belle Epoque zu entwickeln.
Die Axenstrasse entpuppte sich als imposantes Bauwerk, das viel Publikum anzog. In der Belle Epoque kamen viele Touristen aus nah und fern in die Gegend des Vierwaldstättersees mit den geschichtsträchtigen Stätten und bewunderten auch die kunstvoll angelegte Axenstrasse über dem Urnersee. Sie war lange Zeit gebührenpflichtig. Die Postkutschen der Gotthardpost beförderten darauf 1880 über 60’000 Reisende.
Seither wurde die Strasse immer wieder neu ausgebaut und durch verschiedene Tunnel sicherer gemacht. Seit 2015 ist man an der Planung eines neuen Ausbauschrittes der Axenstrasse, welcher kontrovers diskutiert wird.
1992 drohten am Ölberg am Axen 42’000 Tonnen Fels auf die Axenstrasse zu donnern. Felix Immoos, der die gefährlichen Risse beim Felsputzen erkannt hatte, durfte am 12.02.1992 zusammen mit Sprengmeister Max Burtscher die kontrollierte Sprengung zünden. Das Ereignis wurde sogar im Fernsehen übertragen.
Viele Teile der uralten Axenstrasse dienen heute den Wanderern und Radfahrern als aussichtsreiche Route am Urnersee!
Bildquellen:
Titelbild: Axenstrasse; Foto Klaus Auf der Maur, Ibach
Beitragsbild: Axenstrasse, Brunnen, Morschach, Fronalpstock; Foto Ernst Immoos, Morschach
Beitragsbild: Alte Axenstrasse mit Galerie; alte Postkarte
Beitragsbild: Erinnerungen an die alte Axenstrasse; Zeitungsausschnitt von: https://www.facebook.com/Historisches-Sisikon-1555444738024838/photos
Beitragsbild: Postkutsche Morschach; alte Postkarte von http://immoos.li/wa_files/Postgeschichte_20Morschch_tiff.pdf
Beitragbild: Axenstrasse Richtung Brunnen; alte Postkarte
Beitragsbild: Axenstrasse mit Postautoverkehr; alte Postkarte, vermutlich in den 1930-er Jahren
Links und Textquellen:
Bilderstrecke Axenstrasse
Axenstrasse Wikipedia
Der Bau der Axenstrasse
Umfahrung Sisikon
English:
08.30.2016
The Axenstrasse, imposing structure above the Urnersee, carved into the rocks and top tourist attraction.
For centuries, led by the old land Schwyz only two ways in the canton of Uri. On the one hand led the old mule track and pilgrimage on the Schwyzer height to Morschach, then via the green corridors on the slope of Fronalpstock towards firs and from there steeply down to Sisikon. On the other hand you had the opportunity from Brunnen to arrive by sea to Flüelen. A direct path along the lake sat the massive cliffs, which drop almost vertically into the lake of Uri, to an end. So had people, livestock and trade goods awkward turn switch to carts from road to ship and from these or transhipped.
This changed in the mid-19th century. Various interests meant that it was considering to build a road between Brunnen and Flüelen. Above all, the Canton Schwyz and Ticino hoped by a continuous road connection many advantages. The trade and the postal traffic with Italy should be promoted and enhanced. So the Central Plateau should get a connection to the Gotthard and the Alpine passes on the streets of Canton Schwyz, without having to constantly reload goods.
The District Schwyz already tried in 1836 to reach an agreement to build a road connecting with the authorities of the canton of Uri. but at the Urnern The time was not yet ripe for it. The introduction of steam navigation in 1837, which drastically reduced the travel time from Lucerne to Flüelen and planning a Gotthardbahn worked retard the process. The projects were again placed ad Acta.
But to the construction of the Axenstrasse and the expansion of Oberalp (1863) and Furka Pass (1864) were also military and strategic interests is based. So it was that even General Dufour began with a letter of recommendation for this construction project. The support of the army and the military leaders gave ultimately decisive for the construction.
From 1861 to finance the large building was then secured and chose the different views on the exact lines with a compromise. The construction should connect the villages Brunnen in canton Schwyz with stopover Sisikon and Flüelen in Uri on the eastern shore of Lake Uri with as few inclines and declines. So the wagons had better get on and the horses are spared. At motorized traffic probably no one thought then.
On October 6, 1862 could be started with the difficult construction work in the rocks of Axens and Rophaiens. Since large parts of the road led through tunnels and galleries The work took their time. The section between Sisikon and Flüelen 1864 completed and inaugurated. The remaining section between Sisikon and Brunnen built in 1865 finished. On July 3, 1865, the entire Axenstrasse could be opened to traffic. The total construction cost at the time amounted to 842’00 francs.
Even the small mountain village Morschach benefited from the new Axenstrasse. The new road to Morschach was built in 1866 and carved up in the rocks of Wasiwand. She joined the Axenstrasse with Morschach. So now could be achieved with Morschach wagons and stagecoach from Brunnen. This allowed Morschach to become a resort of the Belle Epoque.
The Axenstrasse emerged as imposing building, which attracted a large audience. In the Belle Epoque many tourists came from far and near to the area of Lake Lucerne with the historical sites and also admired the artfully arranged Axenstrasse on the Urnersee. She was a long time charges. The stagecoaches of Gotthardpost carried out in 1880 more than 60,000 travelers. Since then, the road has been repeatedly expanded and newly made safer through various tunnels. Since 2015 it is in the planning of a new stage of construction of the Axenstrasse, is what controversial.
1992 threatened the Mount of Olives on Axen 42,000 tons of rock on the Axenstrasse to thunder. Felix Immoos, who had recognized the dangerous cracks in rock grooming allowed, on 12.02.1992 with blaster Max Burtscher ignite the controlled demolition. The event was even televised.
Many parts of the old Axenroad now serve the hikers and cyclists as promising route on Lake Uri!