Warum die meisten Ehepaare in Morschach oder anderen Bergdörfern im November oder den Wintermonaten heirateten. / Why married most couples in Morschach or other villages in November or the winter months.

07.10.2016

English text below!

 

Der Wonnemonat Mai – allgemein die Zeit im Frühling und Vorsommer – gilt heute in unseren Breiten für Liebespaare als die beste Zeit im Jahr, um die Heiratsglocken läuten zu lassen. Die Natur ist in voller Blüte, alles spriesst und wächst, laue Temperaturen und warmer Sonnenschein, das sind für heutige Paare die Klima-Eckwerte für eine gelungene Hochzeit. Hochzeitskirchen und Kapellen haben Hochsaison in dieser Zeit.

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Zur Zeit unserer Urgrosseltern oder noch weiter zurück, herrschten andere Voraussetzungen für den Zeitpunkt einer Eheschliessung. Darum variierte der Zeitpunkt der Eheschliessung je nach Region aus verschiedenen Gründen. In unserer Gegend und im Bauerndorf Morschach waren wirtschaftliche und religiöse Gründe vorwiegend. Lange waren Hochzeiten in der schönen Jahreszeit in bäuerlichen Gebieten nahezu unbekannt. In dieser Zeit war in der Landwirtschaft der Arbeitsanfall sehr hoch. Da fast alle Arbeiten von Hand erledigt werden mussten, konnte man in dieser Zeit niemanden entbehren und hatte schlicht keine Zeit für Hochzeitsfeste. Dies änderte sich erst, als im 20. Jahrhundert die Mechanisierung und Motorisierung in der Landwirtschaft Einzug hielten.

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Auch einige andere Gründe spielten noch eine Rolle bei der Festsetzung des Datums der Hochzeit. Die katholische Kirche verbot nämlich damals Eheschliessungen im Advent und in der Fastenzeit. In diesen Monaten konnten daher keine kirchlichen Trauungen stattfinden. Auch der Aberglauben im Volke spielte ebenfalls eine gewisse Rolle. Je nach Region gab es Monate und Tage, die als ungünstig, Unheil bringend galten oder aus anderen Gründen unbeliebt waren. Dies verhinderte ebenfalls verschiedenste Zeitpunkte, um ein Hochzeitsfest auszurichten. So blieb eigentlich nur noch der November, Januar oder der Februar übrig. So kam es, dass in Morschach vor allem in den Wintermonaten, vor allem im November geheiratet wurde. Da war der Arbeitsanfall in der Landwirtschaft auf tiefem Stand. Es war noch nicht so kalt wie im Januar und die Fasnacht des Februars tangierte man auch nicht.

Wer zu Unzeiten heiratete, geriet schnell einmal in Verdacht, wegen unvorhergesehenen Ereignissen heiraten zu müssen. Die Figur der Braut wurde zu diesen Zeiten kritischer unter die Lupe genommen.

Dass man an einem Samstag heiratete, ist erst seit dem 20. Jahrhundert usus. Früher wurde – ausser am Sonntag – je nach Region an allen Tagen der Woche geheiratet. Am Freitag zivil, am Samstag kirchlich kannte man früher überhaupt nicht. Erst 1876 trat das neue Zivilstandsgesetz, das die zivile Eheschliessung regelte, in Kraft.

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Geht man die Daten der Eheschliessungen in den Datenbanken durch, kann man die Hochzeitsmonate statistisch sogar belegen. Meine Datenbank geht von 1500 –heute und erfasst alle Immoos von Morschach, Schwyz und Ingenbohl abstammend, inklusive die Frauenfamilien. Man erkennt im Diagramm deutlich, dass am meisten Hochzeiten in den Monaten Januar, Februar Mai, Oktober und November geschlossen wurden. Der Mai ist knapp vor dem November an der Spitze, gefolgt vom Februar, Oktober und Januar. Die Winterhochzeiten in dieser Statistik stammen mehrheitlich von Ehepaaren, die vor 1900 geboren wurden. Der Mai und die restlichen Sommermonate stammen mehrheitlich von Ehepaaren, die nach 1900 geboren wurden. Verschiedene Ausnahmen bestätigen die Regel oder waren je zur gegebenen Zeit vermutlich auch „Muss-Heiraten“!

 

Bildquellen:
Titelbild: Hochzeitsstrauss; free photo pixabay.com
Beitragsbild: Hochzeitskapelle Pallotiner Morschach; Foto Ruedi Immoos
Beitragsbild: Hochzeitspaar; Privatarchiv Immoos
Beitragbild: Grafik Hochzeitsmonate; Datenbank Immoos; Mac FamilyTree

Links:
Geschichte der Ehe
Datenbank Immoos
Ehe in Wikipedia
Geschichte und Brauchtum der Ehe


English:

10.07.2016

Why married most couples in Morschach or other villages in November or the winter months.

The month of May – generally the time in spring and pre-summer is now in our latitudes for lovers as the best time of the year to let the marriage bells ring. Nature is in full bloom, everything sprinkles and grows, lukewarm temperatures and warm sunshine, these are the climatic values for today’s couples for a successful wedding. Wedding churches and chapels have high season at this time.

At the time of our grand-grand-parents, or even further back, other conditions prevailed for the time of a marriage. Therefore, the time of the marriage varied according to the region for various reasons. In our region and in the peasant village of Morschach economic and religious reasons were predominant. For a long time weddings were almost unknown in rural areas. At this time, the agricultural workload was very high. Since almost all the work had to be done by hand, one could not miss anyone at this time and simply had no time for wedding parties. This changed only when mechanization and motorization entered agriculture in the 20th century.

A few other reasons also played a role in determining the date of the wedding. The Catholic Church forbade marriage at the time of Advent and fasting. In these months therefore no ecclesiastical weddings could take place. The abundance of the people also played a certain role. Depending on the region, there were months and days that were considered unfavorable, disastrous, or unpopular for other reasons. This also hindered a variety of times to organize a wedding feast. So only the November, January or February remained. So it happened that in Morschach was married especially in the winter months, especially in November. The workload in agriculture was at a low level. It was not as cold as in January and the carnival of February was not affected either.

Anyone who married in time was soon suspected of having to marry for unforeseen events. The figure of the bride was taken more critically at these times.

That one married on a Saturday is only since the 20th century usus. Before, except on Sundays, it was married on all days of the week depending on the region.

On Friday civil, on Saturday ecclesiastically one did not know at all. Not until 1876 did the new Civil Law Act, which governed the civil marriage, entered into force.

If one goes through the data of the closures in the databases, one can even statistically record the wedding months. My database goes from 1500 -heute and records all immoos of Morschach, Schwyz and Ingenbohl descended, including the women’s families. One can see clearly in the diagram that most weddings were closed in the months of January, February, May, October and November. May is at the top just before November, followed by February, October and January. The winter weddings in this statistics come mainly from married couples who were born before 1900. May and the rest of the summer months come mainly from married couples born after 1900. Different exceptions confirm the rule or were always at the appropriate time also „must-marriages“!

 

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