Datum: 16. Dezember 2018
Richtig fotografieren macht Spass, manchmal etwas „angefressen“, süchtig und vor allem ungeheuerlich zufrieden!
In einer Zeit, in der Fotografie allgegenwärtig zu sein scheint, gibt es natürlich unter den Millionen Fotografierenden ganz unteschiedliche Arten von Fotografinnen und Fotografen.
Unübersehbar und omnipräsent sind diejenigen mit dem Smartphone. Vor allem diejenigen, die ständig lesend, tippend, wischend und scrollend, hin und wieder auch fotografierend unterwegs sind und durch ihr Tun Strassen und Gehsteige von Städten und Ortschaften und sich selber mehr oder weniger unsicher machen. Diese meine ich aber nicht!
Ich denke auch nicht an diejenigen mit dem berühmten Selfiestock oder mit Tablets ausgerüsteten Touristen, oft asiatischer Herkunft, aber nicht nur, welche vielfotografierend alle touristischen Sehenswürdigkeiten – mit oder ohne Selfie – im Minutentakt herunterknipsen, sei es in der Stadt, auf dem Land oder am Strand. Alles dies natürlich, ohne Rücksicht auf den Rest der Bevölkerung zu nehmen – nota bene.
Ich meine auch nicht die Profis unter den Fotografinnen und Fotografen in den Redaktionen und Verlagen oder die freien Fotojournalisten, die Fotostudio-, Shooting- oder Sportfotografen und schon gar nicht die von den Prominenten so heiss geliebten Paparazzis, die mit ihrer Arbeit und den Fotos Geld und den Lebensunterhalt verdienen müssen, wollen, manchmal auch können. Nein, um diese geht es hier ebenfalls nicht!
Ich will hier die Beweggründe einer anderen Spezies der Fotografie etwas genauer erörtern und aufzeigen. Nämlich diejenigen Motivationen und Antriebe der tausenden, ambitionierten Hobbyfotografinnen und -fotografen, die meistens unter die Bezeichnung „Ein wenig verrückt und angefressen!“ fallen.
Ich meine diejenigen unter den Hobbyfotografinnen und -fotografen, die nicht einfach planlos drauflos fotografieren, komme vor die Linse was da wolle! Ich meine Fotografinnen und Fotografen, die für ein gutes Foto oftmals einen erheblichen Aufwand betreiben, meistens nur um Gotteslohn und ein paar Likes, Komplimente und Kommentare in sozialen Medien oder Fotoplattformen, versteht sich.
Ich meine diejenigen, die manchmal etwas belächelt werden, wenn sie mit ihren schwer gepackten Fotorucksäcken und Stativen nach minutiöser Vorausplanung und Recherche, je nach Jahreszeit und Wetter, bewaffnet mit Stirnlampe, Wanderstöcken, Bergschuhen, Schneeschuhen, Fahrrädern, Elektrobikes, Tarn- oder Survivalbekleidung, Biwackausrüstungen, Tarnzelten, Bergseilen, Steigeisen, Leitern, Strickleitern, Gummiboote und weiss der Kuckuck was sonst noch wichtig sein könnte, in aller Hergottsfrühe oder zu nachtschlafender Zeit bei Hitze oder Kälte, Sturm, Regen oder Schnee manchmal stundenlange Touren in mehr oder weniger unwegsamem Gelände auf sich nehmen, um zur richtigen Zeit, beim richtigen Fotowetter und Licht am speziellen Fotospot als erste, einzigartige, spektakuläre Fotos machen zu können, die andere Fotografen nur schwierig toppen oder später einige nur nachfotografieren werden können. Trotz all‘ dem sind sie manchmal am Zielort ihres Fototraumes dann doch nicht alleine, weil diesen Traum träumen heute halt ganz viele Gleichgesinnte.
Ich habe hier bewusst ein wenig überzeichnet und humorvoll die allerhöchste Stufe der Hobby-Fotografen-Entwicklung beschrieben. Ihr wisst nun alle, wen ich meine – mich, dich, uns alle die ambitionierten „Föteler“, die etwas höhere Ansprüche an eine Fotografie stellen als alle anderen, die einfach schnelle Fotos schiessen!
Warum ist eigentlich das Fotohobby so wahnsinnig reizvoll und faszinierend, dass so viele Menschen es intensiv ausüben wollen? Die Aussicht auf das grosse Geld, Ruhm und Ehre kann es nämlich nur in den allerwenigsten Fällen sein. Das ist die Fragestellung, die mich zum Schreiben dieses Blogartikels führte.
In einer Zeit, wo du beinahe hinfahren kannst wo du willst, in Städte oder aufs Land, ins Gebirge oder ins Flachland, in die Wüste, den Urwald oder ans Meer und du genau weisst, dass fast alles Schöne, Interessante und Spektakuläre sicher schon zu allen Tages- und Nachtzeiten x-mal vor deinem Erscheinen fotografiert wurde, muss es doch noch weitere, wichtigere Beweggründe geben, als die reine fotografische Betätigung.
Nach genauer Überlegung und Selbsterforschung komme ich immer wieder nur auf einen wichtigen Aspekt. Der wichtigste Antrieb ist bei jedem Fotografen oder jeder Fotografin sicherlich die eigene Sichtweise auf die Motive, die eigene, spezifisch fotografische, vielleicht sogar künstlerische Handschrift und die besondere Geschichte, Stimmung und Emotion, welche dein Bild transportieren soll. Die kannst nur du selber planen, am Spot erarbeiten, komponieren und schlussendlich mit der passenden Perspektive, dem gelungenen Blickwinkel, beim genau richtigen Licht und mit den richtigen Einstellungen der Kamera auf deinen Sensor bannen.
Das ist ungeheuer spannend und interesssant. Und darin eingeschlossen sind alle anderen Motivationen. Es beginnt schon bei der Fotoidee in deinem Kopf, der Planung und Recherche, bei der Rekognoszierung, beim Reisen und Erkunden in der Wildnis oder in der Zivilisation. Alle Erlebnisse in der Natur, die du dabei durchlebst, inclusive die Unsicherheit des Wetters oder die körperlichen Strapazen, Begegnungen und Fachsimpeln mit vielleicht anderen Fotografen am Ort fliessen schlussendlich in dein Foto ein. Diese Entstehungsgeschichte des Bildes, die Bildaussage und -wirkung, deine Sichtweise der Dinge macht den grossen Unterschied zu den tausend anderen Bildern dieses Motivs. Sie macht daraus eben dein eigenes, erarbeitetes, komponiertes Foto, das du unter tausenden sofort mit einem kurzen Blick erkennen würdest.
Das eine Foto ist nur ein kleiner Teil, Fotografie, eben Hobbyfotografie ist ein umfassendes, wahnsinnig spannendes Unterfangen, eine überaus positive, freudige Lebensphilosophie, die schlussendlich zu vielen einzelnen Fotos führt, bei der es nicht vordringlich um Ruhm und finanziellen Erfolg geht. Sonst wird das Hobby eben zum Beruf.
Wer das begriffen und immer wieder erlebt und durchlebt hat beim Fotografieren, alleine oder noch viel schöner, zusammen mit seiner Partnerin oder seinem Partner oder lieben Fotofreunden, wird gelassen, ruhig und besonnen, verzichtet auf Konkurrenzgehabe, Neid und Missgunst und gibt sein Wissen und Können auch gerne weiter an andere, die auf dem Wege sind, solche Hobbyfotografen zu werden. Denn er weiss, mein Foto hat eine wunderbare Geschichte, ist einzigartig in Stimmung, Licht, Aufbau und Bildaussage. Es kann somit gar nicht kopiert oder genau nachfotografiert werden – und wenn, sollen sie doch auch ihre Freude und Erlebnisse an der Fotografie dieses Motivs haben.
Solche Hobbyfotografen dieses Formats haben sowieso keine Zeit für Konkurrenzgehabe und so Sachen. Sie beschäftigen sich doch schon lange wieder mit einem neuen, befriedigenden Hobbyfotografenprojekt, das sie wieder voll und ganz in ihren Bann ziehen wird!
Fotos:
Titelbild (Handyfoto) und Beitragsfotos Nr. 5, 7, 8, 9, 10 und 11 sind von Birgit und Ruedi Immoos
Beitragsfotos Nr. 1, 2, 3, 4 und 6 sind Fotos von pixabay.com
Alle Fotos von Birgit und Ruedi W. Immoos finden Sie auf unserer Fotowebsite. Man darf sie gerne anschauen, alles andere auf Anfrage.
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