Filter in der Fotografie – einfach erklärt

Datum: 03. März 2019

Was es mit den Filtern beim Fotografieren so auf sich hat!

Grundsätzlich fotografiert jeder Fotoapparat auch ohne Filter und macht dabei ansprechende, schöne Bilder. Wer hauptsächlich mit dem Handy oder mit kleinen Kompaktkameras fotografiert, wird mit dem Filterthema meist nicht wirklich konfrontiert. Wer in der Fotografie jedoch weiterkommen will und höhere Ansprüche an die Qualität und die Bildkraft seiner Fotos stellt, auch qualitativ bessere Kameras verwendet, kommt um das Thema Filter – früher oder später – nicht herum.
Für die meisten Beginnerinnen und Beginner in der Fotografie ist dies jedoch ein Buch mit sieben Siegeln. Das war es für uns zu Beginn ebenso. Darum wollen wir hier das Wichtigste über Filter einfach, kurz und bündig erklären, so dass jede und jeder es sofort verstehen kann.

Filter kommen aus der analogen Fotografie. Da benutzte man bei der SW-Fotografie verschiedenste Farbfilter, um bei den Fotos bestimmte Kontraste oder Details besser zur Geltung zu bringen. Es gibt diese Farbfilter zwar noch heute und man kann sie bei SW-Fotos auch noch benutzen. Bei der Entwicklung der RAW-Dateien in Bildbearbeitungsprogrammen funtionieren diese Effekte nun digital viel genauer und im Handumdrehen, ohne Hardware. Welche Filter sind denn nun heute in der digitalen Fotografie wichtig? Welche sollte ich also kennen?

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Wir beschreiben hier nur die physikalischen Filter, also Hardware, hauptsächlich aus Glas, (günstigere manchmal aus Kunststoff) und etwas Metall gefertigt, welche vor dem Fotografieren auf das oder vor das Objektiv geschraubt oder montiert werden, um bei der Aufnahme des Fotos einen gewissen Effekt zu erreichen, der sonst fast unmöglich zu erzielen ist.

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Dies steht ganz im Gegensatz zu den digitalen Filtern, welche nach dem Fotografieren, beim Entwickeln und Bearbeiten der Fotos, mit verschiedenen Fotobearbeitungsprogrammen über die Bilder gezogen werden. Mit ihnen kann man nachträglich interessante und ganz spezielle Effekte erreichen. Diese digitalen Filter aller Art werden hier nicht behandelt. Das wird einmal ein anderes Blog-Thema werden.

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Eines sei jedoch gerade vorweg gesagt. Man kann mit digitalen Filtern viele verschiedene und phantastische Effekte auf ein Foto zaubern. Sie sind aber nicht in der Lage, die Funktionen der verschiedenen physikalischen Filter perfekt nachzuahmen oder diese sogar zu ersetzen (Ausnahme Farbfilter in der SW-Fotografie, siehe weiter oben im Artikel). Darum ist es wichtig, sich als Fotografin und Fotograf mit dem Einsatz der physikalischen Filter in der digitalen Fotografie ausführlich zu beschäftigen.

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Grundsätzlich gibt es fünf wichtige Sorten von physikalischen Filtern, deren Anwendung Fotografen, die anspruchsvolle Fotos, auch Nacht- und Astrofotos machen wollen, kennen sollten. Es sind dies:

  1. Objektiv-Schutzfilter, UV- oder Clearfilter
  2. Graufilter oder auch Neutraldichtefilter, kurz ND-Filter (neutral density filter) genannt
  3. Grauverlaufsfilter oder GND-Filter (graduated neutral density filter) genannt
  4. Polarisationsfilter oder Polfilter, LPL (linear polarization filter), neu für digitale Kameras CPL-Filter (circular polarization filter) genannt
  5. Nachtfilter, Astrofilter, auch Hersteller abhängig als Astroklar Light Pollution Filter oder Clear-Night-Filter oder ähnlich bezeichnet

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Wir beschränken uns in diesem Blogartikel auf diese fünf Arten von physikalischen Filtern.

1. Schutzfilter (UV-Filter / Clearfilter)
Sein Objektiv möchte man ja gerne vor Kratzern schützen, denn wie schnell hat man sich im Eifer des Gefechts im Gebüsch, in schwierigem Gelände mal falsch gedreht, sein Objektiv ohne Schutzdeckel irgendwo abgelegt oder sonstwie unsachgemäss behandelt. Dafür empfiehlt es sich, ein UV- oder heute eher ein Clearfilter (klarer Filter) als Schutz vor die Linsen aufzuschrauben. Diese Filter sind nahezu neutral, wirken sich nicht wesentlich auf das Foto aus und kosten nicht alle Welt, sicher weniger als ein neues Objektiv wegen zerkratzter Frontlinse.
Neuerdings setzt sich bei vielen Fotografen die Ansicht durch, dass diese Schutzfilter die Qualität stärker vermindern als angenommen und auch gefährlich sein können. Vor allem wenn ihr Glas bricht, weil man irgendwo dagegen kam, könnten die Scherben die Linse zerkratzen. Einige gute Fotografen sagen, dass die Sonnenschutzblende vollkommen ausreiche und man halt mit seinen Objektiven sehr sorgfältig umgehen sollte. Einen weiteren Nachteil haben viele Filter. Sie sind anfällig, vermehrt sogenannte Lensflares (runde, farbige Lichtreflexe auf dem Foto) zu erzeugen. Also muss jeder Fotograf und jede Fotografin selber entscheiden, wie er das mit diesen Schutzfiltern handhaben will!

2. Graufilter (ND-Filter)
Graufilter vermindern das ins Objektiv eindringende Licht, ohne die Farben des Fotos zu beeinträchtigen. So ermöglichen sie, viel längere Belichtungszeiten, als es eigentlich vom bestehenden Tageslicht her möglich wäre. Sie helfen uns, das Foto, vor allem in der Verbindung mit Wasserflächen und Fliesswasser, aber auch mit Himmel, Wolken oder Nebel weicher zu zeichnen oder fliessender zu gestalten. Ebenso kann man damit Bewegungen anzeigen und verwischen, Lichtspuren erzeugen oder sogar bewegte Fussgänger unsichtbar machen. Auch in der Portrait- oder Tierfotografie kann man ND-Filter einsetzen, um die Blende mehr zu öffnen, die Tiefenschärfe zu vermindern und ein tolles Bokeh zu erreichen. Das sind nur gerade die wichtigsten Effekte.
Dazu ist zu beachten, dass es diese ND-Filter in verschiedenen Stärken gibt. Je mehr Licht sie schlucken, desto dunkler sind sie. Diese Stärken werden unterschiedlich angegeben z.B. als ND8, -16, -64, -1000, oder auch NDx  0.9, 1.2, 1.8, 3.0; siehe Tabelle am Ende des Artikels). Diese Werte geben immer den Verlägerungsfaktor für die Belichtungszeit an. Je heller es ist und je länger du belichten willst, ein desto höherer Faktor ist notwendig. Es gibt dazu im Netz oder bei den Herstellern spezielle Tabellen. Man kann die ND-Filter auch stacken, um mit zwei niedrigen Filtern einen höheren Faktor zu erreichen. Es ist aber immer besser, so wenige Filter wie möglich zu verwenden, also immer nur einen ND-Filter in der richtigen Stärke einzusetzen.
Wenn du mit ND-Filtern arbeitest, empfielt es sich, die Kamera auf einem Stativ zu verwenden und im manuellen Modus mit Fernauslösung zu bedienen, da Verwacklungsgefahr droht, die Belichtungsmessung und der automatische Fokus meistens nur eingeschränkt oder gar nicht richtig funktionieren. Auch durch das Okular sieht man den Bildausschnitt nicht mehr gut oder gar nicht. Man muss mit dem Monitor (Live-View) arbeiten.

3. Grauverlaufsfilter (GND-Filter)
Grauverlaufsfilter oder eben GND-Filter lösen in der Fotografie ein schwieriges Belichtungsproblem. Meistens ist es im oberen Bereich beim Himmel immer zu hell (brennt aus) und im mittleren und vor allem unteren Bereich des Fotos zu dunkel (schwarz abgesoffen). Die Belichtung des Fotos gestaltet sich so sehr schwierig. Mit einem GND wird im hellen Bereich, meistens oben, mit einem nach unten beinahe stufenlos und weich auslaufenden Graufilter der Lichteinfall vermindert, während in der Mitte und unten, der Filter etwas mehr oder alles Licht auf den Sensor lässt. So erhält man ausgewogen belichtete Fotos. Auch diese Filter gibt es in verschiedenen Stärken. Man erhält auch harte Verlaufsfilter, welche weniger weich auslaufend sind. Wir verwenden nur die weichen. Verlaufsfilter kann man heute mit Belichtungsreihen und HDR-Technologie einigermassen gut ersetzen. Den Preis dafür bezahlt man jedoch mit einem höheren Arbeitsaufwand.

4. Polarisationsfilter (LPL-Filter für analoge Kameras) und (neu CPL-Filter für digitale Kameras)
Der Polarisationsfilter entfernt oder vermindert unschöne und nicht gewünschte Reflektionen von verschiedenen Oberflächen wie z.B. Wasser, Schnee, Glas, gläsernen Hausfassaden oder ähnlichem aber auch von Laub und anderen Pflanzenoberflächen oder reflektierenden Oberflächen diverser Art. Dies geschieht durch die Einschränkung der Schwingungsrichtung des Lichts. Nach Passieren des Filters schwingt es nur noch in eine Richtung. Durch Reflexionen polarisiertes Licht wird so ausgefiltert. Der CPL sorgt durch die Verminderung der Reflektionen für eine gesättigtere, etwas kontrastreichere Landschaft bei grellem Licht (z.B. um die Mittagszeit), bessere Wolkenstrukturen und Himmelsfärbungen, z.B. auch bei Regenbögen, Abendrot und Morgenrot. Bei Wasserflächen entfernt er Spiegelungen und sorgt für wunderbare Wasserfarben und manchmal auch für gute Durchsichtigkeit zum Grund und zu den Steinen in seichteren Bächen und Flüssen. Auch das lästige Glänzen der Haut kann bei Portraits sogar mit einem CPL positiv beeinflusst werden.
Für die digitalen Kameras taugen nur die neuen CPL-Filter etwas. Damit der Effekt eintritt, muss der CPL – je nach Stärke des Effekts – etwas gedreht werden. CPL-Schraubfilter bestehen dazu aus zwei gegeneinander drehbaren Filterscheiben in einem aufschraubbaren Filtergehäuse. Um die beste Wirkung zu erzeugen, muss man ein wenig ausprobieren und zu Beginn Probefotos machen.
Schaut man durch einen CPL auf eine Reflexion, hat er nur eine Wirkung, wenn man von hinten durchschaut. Von vorne ist fast keine Wirkung zu bemerken. Beim alten LPL ist es egal, ob man von vorne oder hinten durchschaut. So erkennt man schnell, ob man einen alten LPL oder einen neuen CPL sein Eigen nennt.

5. Nachtfilter, Astrofilter (Astroklar Light Pollution Filter oder Clear-Night-Filter)
Will man Landschaftsfotos in der Nacht und mit Sternenhimmel oder sogar mit der Milchstrasse machen, muss man heute an einen ganz dunklen Ort abseits jeder Zivilisation gehen, sonst hat man unten einen viel zu hellen Bereich am Himmel und sieht die Sterne zu wenig. Aber auch dort in der Wildnis holt einem die Lichtverschmutzung durch grosse Ortschaften und Städte immer wieder ein. Die Folge davon ist, dass auf deinen wunderschönen Fotos vom Horizont bis weit in den Nachthimmel hinein ein fürchterlich unschönes und helles gelb-oranges Lichterband durch dein Foto geistert. Dieses Problem kann man zwar mit der Wahl von geschickten Kamerapositionen und einem grossen Vorder- oder Mittelgrund sowie der nachträglichen Bearbeitung des Fotos etwas eindämmen. Verhindern kann man es nicht.
Dazu gibt es jetzt jedoch eine Filterlösung.
Diese Nachtfilter, Astrofilter versuchen, das total unerwünschte Spektrum des Lichts der Lichtverschmutzung, das durch die künstliche Beleuchtung mit Natriumdampflampen und Quecksilberdampflampen erzeugt wird, vor dem Eintreffen auf den Sensor zu entfernen oder wenigstens bestmöglich heraus zu filtern. Da diese Filter etwas Licht schlucken und abdunkeln, empfiehlt es sich, sie nur mit sehr lichtstarken Objektiven von f2.8 und weniger zu verwenden. Oft haben die Fotos dann auch einen leichten Blaustich, der aber beim Entwickeln durch Anpassungen am Weissabgleich gut normalisiert werden kann.
Da immer mehr Beleuchtungen in Städten und bei Objekten auf die weniger Strom fressenden LED’s umgerüstet werden, nützen diese Astrofilter immer weniger, da gerade dieses Lichtspektrum durch sie nicht herausgefiltert wird (siehe weiter oben). Man muss also etwas herumproben, ob sie im entsprechenden Motiv noch wirken.
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Die ersten vier Filterarten können auch zusammen (gestackt) verwendet werden. Als Grundregel für die Reihenfolge ab dem Objektiv kann dann gelten: Schutzfilter, Polfilter, Verlaufsfilter, Graufilter. Der Nachtfilter sollte besser nur alleine oder nur nach dem UV- oder Clearfilter benutzt werden. Grundsätzlich gilt auch hier, je mehr Filter vor dem Objektiv montiert sind, desto mehr kann sich auch die Strahlkraft und die Qualität des Fotos verringern. Es lohnt sich deshalb immer, sofort die besten Filter zu erwerben. Das kommt im Endeffekt billiger.

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Diese fünf Filterarten gibt es von verschiedenen Anbietern, als runde Schraubfilter für die vielen verschiedenen Durchmesser der Schraubgewinde von Objektiven oder als viereckige Steckfilter und Steckfiltersysteme (z.B. 100mm oder 150mm). Fast alle Anbieter liefern auch ganze Filtersets. Wir raten allen, genau zu recherchieren und empfehlen vergütete Glasfilter. Schraubfilter sind meist etwas günstiger und leichter. Steckfilter in guter Qualität sind etwas teurer, in einigen Bereichen besser aber auch gewichtsintensiver. Bei ihrer Verwendung empfiehlt es sich, weiche Baumwollhandschuhe zu tragen, um im Handling das Verschmutzen durch Fingerabdrücke und das leidige Putzen danach zu verhindern oder einzuschränken. Beginner und Beginnerinnen in der Filterfotografie verwenden meist zuerst die einfach handhabbaren Schraubfilter. Da gibt es auch Adapter für die verschiedenen Durchmesser bei den Objektiven, damit man nicht alle Filter mehrfach kaufen muss.
Wir selber verwenden nun beide Systeme, je nach Gegebenheit der Aufnahmen sowie den Spots und dabei Filter von Haida sowie einige von Hoya. Wir sind damit sehr zufrieden und machen sehr gute Erfahrungen, wenn man sie korrekt nach den Anweisungen der Hersteller benutzt.

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Fotoquellen:
Alle Fotos in diesem Beitrag sind von Birgit oder Ruedi W. Immoos mit Hilfe verschiedener beschriebener Filter entstanden. Die Fotos unterliegen dem ©.

Tabelle:
Bezeichnungen bei ND-Filtern; Zusammenstellung RI (Werte gerundet).

Bildschirmfoto 2019-03-05 um 16.15.04 Kopie

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