Weisst du wieviel Sternlein stehen am blauen Himmelszelt?

Datum: 21. April 2020

Abenteuer und Zauber der Milchstrassenfotografie – geht nur mit dem nötigen Wissen und der richtigen Ausrüstung.

Die allermeisten Landschaftsfotografen und Outdoorfotografinnen werden irgendwann auf ihren Fototouren – beim frühmorgendlichen oder abendlichen Fotografieren ihrer herrlichen Landschaftsspots – vom wunderschönen Nachthimmel, den vielen Sternen und dem Schimmer der Milchstrasse (wenn man sie dann auch sehen kann) begeistert sein. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis der Wunsch entsteht, sich auch mit der Milchstrassenfotografie näher zu beschäftigen. Dann dauert es nicht mehr lange und man zieht auch noch in der Nacht los, um die Milkyway auf den Sensor zu bannen. Jedenfalls mir ging es damals so – mit mehr oder weniger Erfolg. Der Zauber und das Abenteuer dieser Sparte der Fotografie, kurz auch mit dem Namen Astrofotografie bezeichnet, stellte sich dann aber erst etwas später doch noch ein.

Etwas naiv, wie ich damals in meiner Begeisterung manchmal war, blieb ich für ein Milchstrassenfoto einfach an einer schönen Location, wartete und genoss das Eindunkeln, die Ruhe und die ersten aufleuchtenden Sterne am Firmament. So schwierig konnte es ja nicht sein, dachte ich. So ungefähr „Handgelenk mal Pi“ wusste ich noch aus dem Schulunterricht, dass sich die Milchstrasse wie ein helles Band über das Firmament zieht und dass man sie am ehesten im Südosten finden könnte. Also richtete ich meine Aufmerksamkeit und die Kamera mit Weitwinkelobjektiv bestückt auf dem Stativ in diese Richtung. Da tat sich aber auch nach stundenlangem Warten und Probieren rein gar nichts, also einfach ein paar verirrte Sternlein waren zu sehen, von Auge und auf dem total verrauschten Foto. Darum packte ich meine sieben Sachen zusammen machte mich auf den Heimweg und war mir erst dann sofort im Klaren, wie dumm ich mich angestellt hatte. Dabei sollte ich es doch wissen: Kenntnisse, Vorbereitung und Planung ist bei jeder Art der Fotografie die halbe Miete. Ich nahm mir vor, es in Zukunft besser zu machen.

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Das besser Machen begann am nächsten freien Tag. Recherche Milchstrasse war angesagt. Was ist denn eigentlich mit Milchstrasse oder Milkyway am Himmel genau gemeint? Fragen wir mal Wikidedia, die wissen alles. Die Milchstraße, auch Galaxis, ist die Galaxie, in der sich das Sonnensystem mit der Erde befindet, also unsere Heimatgalaxie. Entsprechend ihrer Form als flache Scheibe, die aus Milliarden von Sternen besteht, ist die Milchstraße von der Erde aus als bandförmige Aufhellung am Nachthimmel sichtbar, die sich über 360° erstreckt.
Wenn man noch etwas weiter recherchiert, findet man heraus, dass die Milchstrasse eine sogenannte Balkenspiralgalaxie ist, die etwa eine Ausdehnung von 100’000 Lichtjahren hat, also für uns unvorstellbar riesengross ist und unter vielen, vielen anderen unser Sonnensystem beinhaltet. Mit dem Namen Milchstrasse meint man die gesamte Galaxie aber auch nur das Band, das wir von der Erde aus manchmal sehen.

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Der Begriff Milchstrasse meint in der Astrofotografie immer das helle Sternenband und dabei hauptsächlich das galaktische Zentrum der Milchstrasse, da ja alle Sterne, die wir von der Erde aus sehen, zur spiralförmigen Galaxie der Milchstrasse gehören, weil unser Sonnensystem selber ja auch dazugehört.

Milchstrasse Sattelegg Zaun_DSC0480-1

Das ganze System befindet sich zudem in Rotation und unsere Erde rotiert und dreht sich ebenfalls. Darum kann man die Milchstrasse (eben das galaktische Zentrum mit den vielen Sternhaufen und Nebelschleiern) nur in einer gewissen Zeitspanne und zu gewissen Uhrzeiten sehen. Auf der Nordhalbkugel, also unserem Aktionsgebiet, ist die Milkyway mit glaktischem Zentrum nur von ca. Mitte März bis ca. Ende Oktober zu sehen und zwar je nach Jahreszeit unterschiedlich gut, zu unterschiedlichen Uhrzeiten, auch unterschiedlich komfortabel für den Fotografen und die Fotografin. Wenn man  ganz genau wissen will wann, wo und selber für Orte berechnen will, braucht man dazu eine App (z.B. Photo Pills und andere).

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Im März bis im Mai steigt die Milchstrasse erst in der zweiten Nachthälfte hoch (nach 02:00 Uhr gegen den Sonnenaufgang hin). Im Juni, Juli und August ist sie lange am Nachthimmel sichtbar und steigt fast bis zur Senkrechten empor. Dies ist die beste Zeit, um gute Fotos zu machen. Am bequemsten fotografiert man die Milkyway im September und Oktober, denn dann erscheint sie schon einige Zeit nach der Dämmerung. Man braucht sich also nicht die ganze Nacht um die Ohren zu schlagen. Leider ist dann das Wetter oft nicht mehr immer so günstig.

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Sehen würde man die Milchstrasse eigentlich von blossem Auge. Da heute auf der Erde aber eine ungeheure Beleuchtungsflut – vor allem in Ballungszentren – die Nacht erhellt, ist das nicht mehr gut möglich und man braucht dazu Hilfsmittel oder einen Ausflug in die Wildnis, mindestens an einen ganz dunklen Ort. Solche Orte findet man auf der „Karte der dunklen Orte„. Es ist natürlich klar, dass man auch an diesen Orten die Milchstrasse sehr gut, wenn nicht am besten fotografieren kann.

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Nachdem ich soweit alles bestens studiert hatte, trat ein wunderbarer Glücksfall für meine Sternefotografie ein. Ich lernte in den sozialen Medien XY kennen. Er war ein professioneller und wunderbar guter Fotograf. Eine seiner Passionen war die Sternefotografie. Er wohnte nur einen Sprung von mir entfernt. Er war bereit, mich Anfänger, Greenhorn mit zu nehmen. So kam es, dass ich viele Milkywaytouren mit ihm unternehmen konnte. Bis Anfangs 2021 haben wir zusammen etliche Nächte um die Ohren geschlagen und es war jedes Mal ein Freude es zu tun.

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Er hat mir alles Wichtige zur Astrofotografie beigebracht und mit Geduld gezeigt, wie man tolle Bilder machen kann. Einige wunderschöne Nächte haben wir zusammen in der Wildnis, an dunklen, abgelegenen Orten verbracht, gegessen, getrunken, gefroren oder warm gehabt, über Gott und die Welt diskutiert, auf die vielen Geräusche der Wildtiere geachtet, auch einige gesehen und dann natürlich beim Erscheinen der Milchstrasse versucht, die besten Bilder auf verschiedene Arten zu machen.

Michaelskreuz-Sternspuren-Signet-web-

Es musste auch nicht immer die Milchstrasse sein. Nein, auch den Polarstern kann man gut in Szene setzen. Oder beides zusammen, etwas aufwändig und zwei Foto-Ausrüstungen sind dazu notwendig. In die eine Richtung die Milchstrasse, in die andere, nach Norden die Sternspuren des Polarsterns mit der automatischen Serienbildfunktion. Wichtig ist dabei nur, dass man Vorkehrungen trifft, dass man diese Kamera nachher wieder findet und kontrolliert, dass keine Kuh- oder Geissenherden Zutritt haben könnten. Nun muss man ja auch noch ein wenig auf neue grosse Wildraubtiere achten, denn mit Wolf, Luchs und Bär möchte man ja nicht unbedingt um die Location buhlen. Es lohnt sich also, sich auf solche Begegnungen in der Nacht vorzubereiten. Es gibt da so verschiedene Mittel, die vielleicht neuerdings in gewissen Gebieten auch noch in den Rucksach gehören würden.

Milchstrasse Ibergeregg unterer Altberg _DSC1086-1-dunkel-2

Alles was ich dabei von XY gelernt habe, ist im Blogartikel „Milchstrasse fotografieren aber wie“ genau als Anleitung zur Milchstrassenfotografie aufgeschrieben.

Alle Fotos in diesem Blog sind von Ruedi W. Immoos und unterliegen dem ©.

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2 Gedanken zu „Weisst du wieviel Sternlein stehen am blauen Himmelszelt?“

  1. hervorragende Astroaufnahmen …. ja … in die Astrofotografie muss man viel Zeit in Form von Warten und Planen und Vorbereiten investieren … aber wenn ich deine Bilder seh ist das gut investierte Zeit … 🙋🏻‍♂️👍

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