Salamanca, die goldene Stadt Spaniens

Ein kleiner fotografischer Rundgang durch die mittelalterliche Stadt mit einigen Tipps und Hinweisen zum Fotografieren

12. April 2023

Salamanca ist eine Stadt im Westen Spaniens und bekannt für ihre beeindruckende Altstadt, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Die Stadt ist bekannt für ihre Universität, die 1218 gegründet wurde und zu den ältesten in Europa gehört. Für Fotografinnen und Fotografen ist die Stadt mit ihren alten Gassen, Strassen und Gebäuden ein besonderer Leckerbissen. Man kann sich von morgens früh bis abends spät und in der Nacht mit Kamera und Zubehör austoben bis die Batterien der Kameras und des Fotografen erschöpft sind. Vor allem die Plaza Mayor, die Kathedralen und die alte Römerbrücke muss man unbedingt gesehen, erkundet und fotografiert haben.
Nachfolgend einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten, die Salamanca zu bieten hat:

Plaza Mayor:
Dieser zentrale Platz ist das Herz der Stadt und ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Insider behaupten, dass er viel schöner und eleganter sei, als derjenige von Madrid oder anderer vergleichbarer Städte. Er ist im Geviert von eleganten Gebäuden im Barockstil umgeben und beherbergt eine Vielzahl von Cafés, Bars und Restaurants. Ich war total begeistert davon.

Eines der Eingangstore ins Geviert der Plaza Mayor

Plaza Mayor, Gegenseite

Plaza Mayor, Hauptseite

Durchsicht auf das Zentrum

Abends erlebt man hier ein besonderes Schauspiel der Lichter und geschäftiges Leben bis tief in die Nacht hinein. Bei den Nachtaufnahmen habe ich den total bewölkten, schwarzen Himmel mit Hilfe eines Composings etwas aufgewertet. Einmal mit einem einfachen Sternenhimmel und ein zweites Mal mit einer Milchstrasse (Timeblending).

Sternenhimmel

Falls du auch so etwas machen willst, solltest du ein Stativ benützen und dich am besten in der Mitte auf einer der hinteren Steinbänke postieren. Von dort kannst du mit einem Weitwinkel super Aufnahmen machen. Dabei habe ich schon so geplant und fotografiert, damit ich dann das Motiv gut freistellen und die zweite Aufnahme elegant einfügen kann (Kontrast dunkel und Licht hell oben bei der Freistellungskante).
Damit die vielen Leute als Silhouetten gut aufs Foto kommen, musst du ein lichtstarkes Objektiv benützen, eine ganz offene Blende wählen (1.4 /1.8 / 2 oder 2.8), die ISO etwas hochschrauben, damit eine Zeit nicht länger als eine 1/15-1/20 s möglich wird. Möchtest du keine Leute auf dem Bild haben, wählst du eine gute LZB (10-20 s und niedrigere ISO und etwas geschlossenere Blende), dann verschwinden jene Leute, die sich über den Platz bewegen, weil sie verwischt werden. Bei jenen, die sich nicht bewegen, kommen vielleicht dann die Konturen etwas unscharf zur Geltung. Mit etwas Glück, bemerkt man es jedoch kaum.

Milkyway

Catedral Vieja und Nueva: Die beiden Kathedralen tronen majestätisch auf dem Hügel der Altstadt. Die Alte Kathedrale von Salamanca ist ein gotisches Meisterwerk aus dem 12. Jahrhundert. Die Kathedrale wurde später erweitert und verfügt über eine bemerkenswerte Kuppel im Renaissance-Stil. Die Neue Kathedrale von Salamanca ist ein Beispiel für spanische Barockarchitektur. Sie wurde im 16. Jahrhundert begonnen und erst im 18. Jahrhundert fertiggestellt.

Kathedrale

Beide kann man besichtigen, teilweise kostet es ein paar Euro Eintritt. Dafür kann man auch das Innenleben bis hinauf in den Glockenstuhl des Turmes und die umgebenden Plattformen des Daches erkunden. Hier regelt ein Ampelsystem den Auf- und Abgang mit den schmalen Wendeltreppen. Man darf fotografieren, allerdings nur ohne Blitz und ohne Stative. Mit einer ruhigen Hand und etwas höheren ISO-Einstellungen erreicht man aber jene Verschlusszeiten, die man noch Freihand mit Verwacklungsschutz bewältigen kann.

Chor

Glockenstuhl

Plattform beim Glockenstuhl mit Rundgang über den Dächern

Turm / Kuppel

Ein Astronaut aus dem Mittelalter an den Sandsteinskulpturen der Kathedrale? Ist da etwa Erich von Däniken im Spiel?

Astronaut

An der gotischen Kathedrale von Salamanca, mit den aus goldgelbem Sandstein gehauenen Reliefs, Skulpturen und Verzierungen, kommt man aus dem Staunen nicht heraus, wen man bedenkt, was die Handwerker und Bauleute mit den damals (1513-1733 erbaut) geringen technischen Mitteln zu Stande brachten. Man wird auch noch ein blaues Wunder und danach eine tolle Geschichte erleben, wenn man die Skulpturen etwas genauer unter die Lupe nimmt. Denn dann entdeckt man mitten unter den mittelalterlichen Figuren einen Astronauten und einen Drachen, der genüsslich ein Eiscornet mit drei Kugeln geniesst.

Eis essender Drache

Wie konnte denn sowas im Mittelalter schon vorausgeahnt werden? Nein, nein, sicher nicht. Alles ist natürlich erklärbar. Wind und Wetter haben der Kathedrale so zugesetzt, dass die Steinmetzarbeiten im Jahre 1992 renoviert werden mussten. Der Steinmetz (Geronimo Garcia) hatte die genaue Vorgabe, dass alles im Stile des Mittelalters wieder in Stand gesetzt werden musste. Das machte er wunderbar. Dabei hat er sich mit dem Raumfahrer und dem Eis essenden Drachen im Stile des Mittelalters ein Denkmal gesetzt. Und auch der Stadt dient es heute, da ganz viele Touristen nur wegen den beiden Figuren anreisen. Man sieht sie dann rund um die Kathedrale bei allen Friesen nach ihnen mit Ferngläsern suchen. Zu finden sind sie ganz einfach am Seitenportal im unteren Bereich.

Seitenportal, die beiden Figuren befinden sich links im unteren Bereich

Casa de las Conchas: Dieses Gebäude aus dem 15. Jahrhundert ist bekannt für seine Fassade, die mit mehr als 300 Muscheln geschmückt ist. Es ist heute ein öffentliches Gebäude und beherbergt eine Bibliothek. Ich rate jeder / jedem diese Hausanlage zu besichtigen; ihr werdet erstaunt sein, wie reiche Leute damals sich das Wohnen angenehm und sicher gegen allerlei Gefahren und Unbill des Mittelalters machten.

Muschelhaus

Muschelhaus

Muschelhaus innen

Muschelhaus, Eingangstor Detail

Kloster San Esteban: Dieses Dominikanerkloster wurde im 16. Jahrhundert erbaut und ist für seine beeindruckende Architektur bekannt. Besucher können den Kreuzgang, die Kirche und die Bibliothek besichtigen. In der Kirche des Klosters wurden die Szenen des Kolumbusfilms mit dem grossen schwingenden Rauchfasses gedreht. Zu so einer Aufnahme gehört natürlich das zeitliche Timing und auch etwas Glück, denn solche Wölkchen fliegen da natürlich nicht jeden Abend am Firmament herum. Aber eben – Glück muss man haben, denn das hier ist ein „One-shot“, da ist nichts getrickst mit Himmelaustauch und so!

San Esteban

Casa Lis: Dieses Art Nouveau-Gebäude beherbergt ein Museum für Dekorative Kunst und Kunsthandwerk. Besucher können eine Vielzahl von Exponaten aus dem 19. und 20. Jahrhundert bewundern. Dieses Haus hat mir jedoch nachts und beleuchtet am besten gefallen. Auch hier ist es nicht so einfach, eine Aufnahme ohne Leute und ohne Fahrzeuge zu bekommen, weil unten eine Ausfallstrasse das Gebäude quert und eine Seitenstrasse genau vor dem Haus nach oben abzweigt. Je später der Abend, desto besser. Und schön auf die Rot-Phasen der Ampel weiter rechts und links achten, dann klappt es mit etwas Glück und Geduld. Ein zweites Problem sind die stürzenden Linien des Weitwinkels, wegen des Fotografierens nach oben. Dem ist nur mit nachheriger Korrektur der Geometrie des Bildes beizukommen. Damit das einigermassen gut klappt, muss man schon bei der Aufnahme des Fotos vorausdenken und genügend freien Raum um das Bild herum schaffen! Und ganz ohne habe ich es auch nicht geschafft – aber so geht’s!

Casa Lis

Puente romano (Römerbrücke): Die Römerbrücke von Salamanca stammt aus dem 1. Jahrhundert und überspannt etwas unterhalb des Hügels der Altstadt den Fluss Tormes. Sie ist eines der ältesten noch erhaltenen Bauwerke der Stadt und ein Zeugnis der römischen Besatzung Spaniens. Sie ist 176 m lang und 3,70 m breit. Sie ist mit 26 Rundbögen und stabilen Säulen ausgestattet. Sie ist Teil der römischen Silberstraße, die einst Mérida mit Astorga verband. Die Brücke ist auch ein beliebtes Fotomotiv und ein Ort, um den Sonnenuntergang über dem Fluss und das Abendrot hinter der Altstadt zu genießen.
Bei gutem Fotowetter und guter Fotozeit ist die Brücke einfach nie ohne Leute zu fotografieren. Viel Geduld ist gefragt, um Fotos zu schiessen, die Datenschutz tauglich veröffentlicht werden können. Am besten geht es kurz vor dem Eindunkeln. Man muss halt etwas flexibel sein und sich immer wieder gut auf der Brücke postieren, dann warten, beobachten der Fussgängerströme und -gruppen; warten und im richtigen Moment auslösen, mehrmals, damit du dann die beste Aufnahme auswählen kannst. Teilweise habe ich Gesichter verpixelt oder gewisse Personen später entfernt, um zu einem sehr guten Bild zu kommen! Das Foto unten ist ein „One-shot“. Ich habe aber dem Mann im Vordergrund sicherheitshalber das Gesicht verpixelt.

Römerbrücke

Einen ganz schönen, natürlichen Kamerastandort mit Blick auf Römerbrücke und Altstadt mit Spiegelung, wenn es Wasser hat, findet ihr hinter der Brücke, rechts unten am Fluss, etwas im Sumpf zwar – aber Fotografen kennen da nichts. Hat sich doch gelohnt.

Unten am Fluss Tormes

Am Beginn der Römerbrücke steht eine grosse Steinstatue. Sie soll einen Stier darstellen. Mit dem spanischen Wort Verraco oder dem portugiesischen Wort Berrão (Eber) werden verschiedene aus Granitblöcken gefertigte Tierskulpturen bezeichnet. Vermutlich sollen sie als Wächter dienen. Dass es ein Stier ist, erkennt man nur beim zweiten Hinsehen.

Verraco del puente romano Salamanca

Salamanca bietet noch viele weitere Sehenswürdigkeiten, darunter zahlreiche Kirchen, Museen und historische Gebäude sowsie die Universität, eine der ältesten in Europa. Ein Spaziergang durch die engen Gassen und über die Plätze sowie in der weiteren Umgebung der Stad und unten am Fluss ist eine großartige Möglichkeit, die Schönheit dieser Stadt zu erleben. Ich werde wieder kommen.

Alle Bilder und Texte unterstehen dem ©.

Alle meine Fotos: www.immoos.net