Zwei Rekorde: Der älteste Bahndirektor und der amtsälteste Zivilstandsbeamte des ganzen Landes arbeiteten und wohnten in Morschach. / Two records: The oldest railway director and the most senior civil status officials of the whole country worked and lived in Morschach.

31.05.2016

(English translation below)

Morschach hat zwei interessante Arbeitsrekorde zu vermelden, von denen nur noch die wenigsten wissen! Beide Rekordhalter lebten und arbeiteten in Morschach. Der eine war ein waschechter Bürger von Morschach, aus einer seit langem eingesessenen Familie, der andere ein Zugezogener junger Idealist, später Unternehmer, der Morschach aus beruflichen Gründen zu seiner Wahlheimat machte. Beide liebten das Dörflein über dem Vierwaldstättersee und setzten sich bis zum Todestage für Morschach, die Gemeinde, Land und Leute ein. Der „Waschechte“ und jüngere als Gemeindeschreiber, Politiker in Gemeinde, Bezirk und Kanton, Zivilstandsbeamter und Landwirt, der „Zugezogene“ und ältere als Handwerker, Eisenbähnler, Depotchef, Betriebsleiter und Bahndirektor der Brunnen-Morschach-Axenstein Bahn (BrMB). Beide Lebenswege kreuzten sich oft. Sie kannten einander gut, geschäftlich und privat. Die Rede ist von Otto Klein, Direktor der Morschach-Bahn und Alois Immoos-Auf der Maur, Zivilstandsbeamter und Landwirt auf der Degenbalm.

Otto Klein, ältester Bahndirektor der Welt wurde am 3. Februar 1874 in Bern geboren. Nach seiner obligatorischen Schulzeit in Bern machte er eine Lehre als Mechaniker. Am Technikum Winterthur bildete er sich beruflich weiter. Nach einem Jahr Frankreich-Aufenthalt arbeitete er unter anderem sechs Jahre bei der Luzern-Stans-Engelberg-Bahn. Im Jahre 1905 trat Otto Klein bei der gerade neu eröffneten BrMB die Stelle als Depotchef an. Klein gehörte somit zu den ersten Angestellten dieser Bahn. Er war eine tüchtige und fleissige Persönlichkeit. So stieg er bereits im Jahre 1915 zum Betriebsleiter der Bahn auf.

Otto Klein-1

Diese Rolle hatte er zwei Jahre inne. Damals trat bereits der dritte Direktor der Bahn (H. Wirz) von seiner Stelle zurück. So stieg der initiative Betriebsleiter Otto Klein 1917 zum Direktor der Bahn auf. Die BrMB kämpfte seit Beginn des Betriebs mit finanziellen Schwierigkeiten, darum war auch der Verschleiss der Direktoren hoch gewesen. Otto Klein kämpfte zeitlebens und ohne je aufzugeben für seine Bahn. Er war sich nicht zu schade, überall wo Not am Manne war einzugreifen, im Depot, am Schalter, im Fahrdienst, im Büro. Sein Wohnhaus hinter dem Depot war mit einem Streckentelefon ausgerüstet, damit man ihn jederzeit erreichen konnte. So schaffte er es über die Jahre, die Bahn über die Runden und die Aktienmehrheit in seinen Besitz zu bringen. Er konnte somit über alle Geschehnisse an seiner Bahn unumschränkt bestimmen.

Otto Klein-2

Verheiratet war er nie und in Pension ging Klein auch nie. Noch mit 95 Jahren leitete er die Geschicke seiner Bahn, eben als ältester Bahndirektor des ganzen Landes, vermutlich der ganzen Welt. Am 5. März 1969 starb Otto Klein im Kantonsspital Altdorf. 64 Jahre lang ist er seinem Bähnli treu geblieben. Er soll gesagt haben, dass seine Bahn mit ihm sterben werde. Er sollte recht behalten. Schon am 29. März 1969 um 14:00 fuhr die festlich geschmückte letzte Bahn.

Otto Klein-3

Nur noch einige Tunnels, ein Wanderweg auf der ehemaligen Trasse und ein kleines Schienenstück mit Gedenktafel erinnert nun an die einstige Bahn. Heute wäre sie bestimmt eine Attraktion!

Alois Immoos-Auf der Maur, amtsältester Zivilstandsbeamter wurde am 6. Januar 1882 in Morschach in der Degenbalm geboren. Alois verlebte glückliche Jugendjahre und durchlief als aufgeweckter Bursche die Halbtagesschule in Morschach. Da seine Eltern damals nebst der Landwirtschaft auch das Hotel betrieben, mussten schon bald die jungen Söhne und Töchter nicht nur im Stall und auf dem Feld, sondern auch in Küche und Service tüchtig mithelfen. Deshalb lernte der junge Alois im Institut Gouglera im Freiburgischen französisch und im Institut in Roveredo italienisch. Anno 1907 heiratete Alois Immoos Josefine Aufdermaur von Küssnacht. Vier Kinder bevölkerten im Laufe der Jahre die Degenbalmstube. Ein schwerer Schicksalsschlag traf Alois Immoos, als im Jahre 1952 seine Gattin von Tode dahingerafft wurde.

Alois Immoos-Degenbalm-1882-Hochzeit - Arbeitskopie 2

Schon in jungen Jahren beriefen ihn seine Mitbürger, in Erkenntnis seiner Fähigkeiten und seines Charakters, in verschiedene Ämter. Alois Immoos war noch nicht volljährig, als er mit 19 Jahren als Gemeindeschreiber gewählt wurde, welches Amt er während 17 Jahren bekleidete.

Zugleich wurde er auch Zivilstandsbeamter. Während vollen 61 Jahren nahm er die amtlichen Eintragungen mit peinlicher Gewissenhaftigkeit und mit einer gestochen sauberen Handschrift vor. Ganze zwei Generationen wurden von ihm zivilstandsmässig betreut. Die Hochzeiten fanden oft in der Degenbalmstube statt. Ein betagter Herr vom Stoos erzählte: Wenn ein Kind geboren wurde, musste man zum Immoos in die Degenbalm hinunter, damit es angemeldet werden konnte. Er war der amtsälteste Zivilstandsbeamte unseres Kantons und wohl des ganzen Landes. Eine seiner Amtshandlungen war eine der letzten und bekanntesten. Es war die zivile Hochzeit von Werner Schmid, Skirennfahrer vom Stoos mit der Olympiasiegerin Heidi Biebl von Oberstaufen im Jahre 1964 bei sich in der Degenbalm.

Hochzeit Schmid Biebl in Morschach?

Alois Immoos bekleidete für Morschach noch weitere Ämter. So war er über längere Zeit Gemeinderat, Gemeindepräsident, auch Kantonsrat und Bezirksammann. Seine Meinungen waren wohlüberlegt, seine Voten gut fundiert, so dass er überall grosses Ansehen genoss. Er verstand es, Paragraph, Herz und Verstand in Einklang zu bringen. Seine fortschrittliche Gesinnung stellte er immer wieder unter Beweis, so zum Beispiel als Mitinitiant der Luftseibahn Morschach-Stoos, später auch Silbervogel genannt.

Immoos-Aaufdermaur-Alois-1882 - Arbeitskopie 2

Am 18. Februar 1965 starb Alois Immoos auf der Degenbalm im Alter von 84 Jahren nach einem erfüllten Leben.

So musste er, genauso wie Otto Klein, das Ende und den Abbau der legendären Morschachbahn zum Glück nicht mehr miterleben.

Bildquellen:
Titelbild: Depot Morschachbahn und Hochzeit; Kulturgruppe Morschach und Fotoarchiv Immoos
Beitragsbild: Otto Klein bei der Morschachbahn Foto: Sammlung Dubach
Beitragsbild: Otto Klein mit 95 Jahren; Foto: Sammlung Dubach
Beitragsbild: Wohnhaus von Otto Klein in Morschach hinter dem Depot; Foto: Sammlung Dubach
Beitragsbild: Alois Immoos als junger Gemeindeschreiber; Foto: Familienarchiv Immoos
Beitragsbild: Alois Immoos als Zivilstandsbeamter 1964 kurz vor seinem Tode in der Stube der Degenbalm bei einer Hochzeit; Foto: Familienarchiv Immoos
Beitragsbild: Alois Immoos; Portrait Leidbild; Foto: Familienarchiv Immoos
Links:
Die Morschachbahn
Die Immoos von der Degenbalm

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English:

05.31.2016

Two records: The oldest railway director and the most senior civil status officials of the whole country worked and lived in Morschach.

Morschach has to report two interesting work records, of which only very few people know! Both record holder lived and worked in Morschach. One was a genuine citizen of Morschach, from a long-standing local family who made a other a newcomer young idealist, later entrepreneur who Morschach professional reasons for his adopted country. Both loved the little village above Lake Lucerne and to seek to death days for Morschach, the community, the country and people. The „washing True“ and younger than the writer for the community , politicians of the municipality, district and Canton, civil status official and farmer newcomers and older as a craftsman, railwayman, custodian boss, manager and railway director of Brunnen Morschach-Axenstein railway (brmb). Both life paths crossed often. They knew each other well, for business and pleasure. There is talk of Otto Klein, director of the Morschach-railway and Alois Immoos Auf der Maur, civil status official and farmer at the Degenbalm.

Otto Klein was born on February 3, 1874 in Bern. After his compulsory schooling in Bern he did an apprenticeship as a mechanic. At Winterthur Technical he trained professionally. After a year stay in France he worked for six years at the Luzern-Stans-Engelberg railway line. In 1905 Otto Klein joined the newly opened brmb the position of custodian boss to. Klein was therefore one of the first employees of the railway. He was a capable and diligent personality. So he was promoted to manager of the railway in the year 1915th He held this role held two years. At that time already the third director of the web (H. Wirz) resigned from his position. So the initiative manager Otto Klein rose in 1917 to the director of the web on. The brmb fought since the beginning of operation with financial difficulties, so was also the wear of the directors have been high. Otto Klein fought abandon life without depending on its orbit. He was not too bad, anywhere the man was to intervene in the depot, at the counter, as drivers, office. His house behind the depot was equipped with a distance phone so that they could reach him at any time. So he managed over the years to bring the train to make ends meet and the majority of shares in its possession. He could thus determine absolute all events on its web.
He was never married and he went never in pension. Even with 95 years he led the fate of its path, just as the oldest railway director of the whole country, possibly the world. On March 5, 1969 Otto Klein died in hospital Altdorf. For 64 years he has remained true to his railroad. He reportedly said that its path will die with him. He was right. Already on March 29, 1969 at 14:00 drove the festively decorated last train.
Only some tunnel, a hiking trail on the former track and a small rail piece with memorial plaque now on the former path. Today, they would certainly an attraction!

Alois Immoos Auf der Maur was born on January 6, 1882 in Morschach in the Degenbalm. Alois spent happy childhood years and went through as a bright boy, the half-day school in Morschach. As his parents at the time operated in addition to agriculture and the hotel, had to soon help proficient young sons and daughters not only in the stable and on the field, but also in food and service. Therefore, the young Alois in Institute Gouglera in Freiburg learned French and the Institute in Roveredo Italian. Anno 1907 married Alois Immoos Josefine Aufdermaur of Küssnacht. Four children populated the Degenbalm over the years. A heavy blow struck Alois Immoos, as his wife was carried off by death in 1952nd
At an early age called him his fellow citizens, in recognition of his abilities and his character, in various offices. Alois Immoos was not yet of age, when he was elected with 19 years as village clerk, which post he held for 17 years.
At the same time he was also civil status official. While full 61 years before he took the official use with scrupulous conscientiousness and having a razor neat handwriting. Two whole generations were supervised civil status moderately from him. The weddings were often held in the Degenbalm. An elderly gentleman from Stoos told: When a child was born, you had down to Immoos in the Degebalm, so it could be registered. He was the most senior civil status officials of our canton and probably of the whole country. One of his acts was one of the last and most famous. It was the civil wedding of Werner Schmid, skier from Stoos with the Olympic champion Heidi Biebl of Oberstaufen in 1964 when in the Degenbalm.
Alois Immoos held another office for Morschach. He was a long time city council, mayor, also cantonal and district Ammann. His opinions were well considered his votes well established, so it everywhere enjoyed great prestige. He knew how to bring paragraph, heart and mind in harmony. Its advanced mentality he exhibited repeatedly demonstrated, so, later named as a co-initiator of funicular Morschach-Stoos also called „Silverbird“.
On February 18, 1965 Alois Immoos died on the Degenbalm the age of 84 years for a full life.
So he had to, just like Otto Klein, the end and the dismantling of the legendary Morschachbahn not live to see.

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